Michael Thiele, einer der erfolgreichsten Self-Publisher in Deutschland
Michael Thiele beantwortet den Fragebogen der LiteraTüre
Wie würdest du deine Lebensphilosophie beschreiben?
Leben und leben lassen. Ich mach mein Ding und die anderen machen ihres.
Was ist für dich Spannung?
Spannung hat viele Facetten. Wenn ich ein Buch nicht mehr weglegen kann, weil ich unbedingt wissen will, wie es weitergeht, das ist super Spannung. Beim Filme gucken das Kissen vor die Augen halten, weil ich es vor Spannung nicht mehr aushalte und gar nicht mehr zusehen kann. Oder auch beim Schreiben, wenn ich gerade einen run habe, wie ich es nenne, wenn die Sätze nur so fließen und ich mit den Tippen nicht mehr hinterherkomme. Das sind spannende Momente.
Was schreibst du lieber? Prosa oder Lyrik? Schreibst du spontan?
Nur Prosa, Lyrik ist mir fremd. Habe ich schon in der Schule gehasst. Gedichte auswendig lernen war mir ein Graus, ich kann auch heute nur wenig mit Gedichten anfangen.
Unter spontan schreiben verstehe ich, mir die Zeit dafür zu nehmen, wenn mir danach ist. Das würde ich gerne. Die Realität sieht aber anders aus. Mir bleiben unter der Woche nur die Abendstunden. Am Wochenende kann ich mich eher der Spontaneität hingeben, doch meist geht vor Einbruch der Dunkelheit sowieso nichts. Ich bin ein Nachtschreiber. Wenn die Stadt schlafen geht, lege ich los.
Wann hast du angefangen zu schreiben/Seit wann wolltest du Schriftstellerin werden ?
Angefangen zu schreiben habe ich schon im zarten Kindesalter, vor allem inspiriert von den damals sehr populären Jugendbüchern von Enid Blyton. Sehr zum Ärger meiner Eltern, da die Schule zeitweise ein wenig vernachlässigt wurde. Später verlagerte sich das Interesse in den Bereich Science Fiction, Fantasy und Abenteuer. Schriftsteller zu werden war schon von Kindesbeinen an ein Traum, ich bin heute jedoch Realist was dieses Thema angeht. Ich schreibe zwar phantastische Geschichten, bin aber auf dem Boden geblieben, was Schreiben und Geldverdienen angeht.
Wie ist dein Tagesrhythmus? Hast du feste Arbeitszeiten?
Da ich (leider) nicht vom Schreiben lebe, gehe ich wie die meisten von uns einem fulltime job nach, so bleibt nur in der Freizeit Zeit zum Schreiben. Dabei schreibe ich am liebsten nachts. Ich erinnere mich an den ein oder anderen Sonntagmorgen, an dem es draußen schon hell wurde und ich endlich todmüde ins Bett fiel, wissend, mal wieder die ganze Samstagnacht vor dem Rechner verbracht zu haben. Im Urlaub kann das natürlich auch schon mal unter der Woche vorkommen.
Wie ist der Entstehungsprozess deiner Geschichten/Was entsteht bei dir zuerst: die Geschichte oder die Charaktere?
Die Charaktere stehen eigentlich immer früh fest, die Geschichte beginnt dann irgendwann um sie zu rotieren.
Baust du dir erst die Plots auf? Oder passiert dies einfach?
Ein Grundplot steht eigentlich von Anfang an fest. Anfang und Ziel sind eigentlich früh klar umrissen. Doch der Weg zum Ziel entwickelt stets auch immer ein aufregendes Eigenleben, das ist das Spannende am Schreiben, das man mit mehr oder weniger klaren Vorstellungen das Ziel anpeilt, sich die Geschichte aber oft beim Schreiben anders entwickelt als man das eigentlich ursprünglich vorhatte. Dann passieren Dinge, die man nicht eingeplant hat. Dann kriegt die Geschichte ihre menschlichen Züge.
Lassen dich deine Charaktere/Handlungsstränge überhaupt los? Oder kannst du sie auch ausblenden, solange deine Story in Arbeit ist? Kennst du deine Charaktere alle in und auswendig?
Gute Frage. Wenn ich mitten drin bin, dreht sich meine ganze Welt nur um meine Charaktere und die Handlung. Aber ich kann ausblenden, sehr gut sogar. Ideen und Phantasie beherrschen mich also nur bedingt, auch wenn letztere gerne mit mir durchgeht und manches Wochenende komplett in ihr aufgeht. Ich denke, dass ich meine Charaktere sehr gut kenne, sie mich aber manchmal mitten im Schreiben überraschen, wenn sie urplötzlich anders reagieren, als ich es eigentlich möchte. Das sind spannende Momente. Im großen und ganzen allerdings tun sie dann schon, was ich von ihnen möchte 😉
Wann zeigst du dein Werk zum ersten mal jemandem? Lässt du dir von irgendwem was sagen? (Was deine Geschichten/Charaktere anbelangt)
Da bin ich ganz eigen, muss ich zugeben. Ich zeige lange Zeit niemandem etwas, ich muss selbst erst überzeugt von dem sein, was da entsteht. Wenn es dann soweit ist, und ich klar hinter der Geschichte stehe, sie also selbst für gut empfinde, gehe ich nach außen. Dann ertrage ich auch Kritik besser, die es weiß Gott gibt und die ich mir auch sehr zu Herzen nehme. Ich bin also ein eher verschwiegener Schreiber und offenbare mich erst spät.
Gibt es Tage an denen du überhaupt nichts schreibst und dann wieder welche, an denen du nicht vom Schreibtisch wegkommt? Wie viele Wörter schreibst du am Tag?
Oh ja, die gibt es. Es gibt Wochen, ja Monate, in denen nichts zusammengeht. Da spielen viele Faktoren hinein. Die Muse lässt sich nicht regieren, sie kommt und sie geht auch wieder, ganz wie ihr beliebt. Wenn es dann mal läuft, rasen die Stunden nur so dahin und so kann aus Samstagnachmittag schnell Sonntagmorgen werden. Da ich nicht täglich schreibe, habe ich keine Ahnung, wie viele Wörter ich pro Tag schreibe.
Womit schreibst du? Nur am PC oder schreibst du auch vor/Benutzt du ein „Schreibprogramm? Schreibst du auf Papier vor?
Ich schreibe ausschließlich am Rechner. Ideen, die einem unterwegs kommen, landen schon mal vorab auf einem Blatt Papier, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Auf Papier vorschreiben und dann „ins Reine“ tippen habe ich ganz früh mal gemacht, als es noch keine PCs gab und die Schreibmaschine DAS Schreibmedium darstellte. Einmal getippt gab es kein Zurück oder man musste das ganze Blatt neu abtippen. Das war furchtbar. Insofern ist der Rechner für mich unverzichtbar. Ich könnte nie wieder auf die Schreibmaschine zurückkehren. Ich hab auch keine mehr.
Was machst du gegen Schreibblockaden?
Das beste Rezept gegen Schreibblockaden ist für mich, sie zu akzeptieren und das Schreiben sein lassen. Sich zwingen bringt nichts, jedenfalls mir nicht. Spaziergänge oder dergleichen helfen mir nicht. Schreibblockaden sind wie eine Krankheit, wie ein Schnupfen. Man muss Geduld aufbringen, bis sie von selbst wieder vergehen. Das kann manchmal dauern. Aber zum Glück habe ich noch andere Hobbys, die dann zum Zug kommen.
Liest du viele Bücher, die aus deinem Genre kommen?
Interessanterweise nicht. Ich lese querbeet alles Mögliche, vom Krimi über den Historienroman bis zu Biographien. Also wirklich alles durcheinander, manchmal fange ich auch zwei Bücher gleichzeitig an, das kommt schon vor. Aber das eigene Genre lässt mich vorsichtig werden. Woran das liegen mag, kann ich nur ahnen. Vielleicht die ureigene Angst, das eigenen Geschriebene nicht mehr gut zu finden, wenn man Bücher ähnlicher Thematik besser findet. Ich bewundere Krimiautoren wie bspw. Elizabeth George. So etwas könnte ich nie, der Krimi ist mir selbst fremd, ich könnte keinen schreiben. Ich liebe Krimis, aber wenn es ans Schreiben geht, komme ich unweigerlich immer dahin, wo ich zu Hause bin: SF, Fantasy, Abenteuer. Ja, es ist wohl die Furcht vor denen, die besser sind. Und die gibt es, nur muss man es sich ja nicht selber unter die Nase reiben J
Wer/was ist dein Lieblingsautor/-buch
Sehr schwierig. Ich liebe so viele Bücher von so vielen unterschiedlichen Autoren, es gibt eigentlich keinen klaren Favoriten.
Lässt du dich auch von anderen Medien inspirieren?
Vom Film. Mehr als von jedem anderen Medium. Die Optik inspiriert mich ungemein, anders als einen das Lesen inspiriert. Ähnlich, aber doch anders.
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