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20 Dienstag Jan 2015
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Wie würdest du deine Lebensphilosophie beschreiben?
Rette niemanden, aber gib auch niemanden zu früh auf.
Was ist für dich Spannung?
Mich fesseln Bilder, die viele verschiedene Facetten beinhalten, Geschichten, die ineinander und auf verschiedenen Eben verwoben sind (allerdings muss der Erzähler die Fäden virtuos in der Hand halten). Und so versuche ich auch zu schreiben: die Lösung eines Konflikts so von unterschiedlichen Seiten anzugehen, dass der Leser sich das Puzzle zusammenstecken kann.
Was schreibst du lieber? Prosa oder Lyrik? Schreibst du spontan?
Ich schreibe – was der Moment auswirft: Es kommen mir Gedanken, die besser in einen Aphorismus passen, dann gibt es solche, die ein „Gedicht“ erfordern; noch andere Gedanken rufen nach einer Geschichte. Diese werden dann skizziert und bearbeitet. Manchmal spontan angefangen und beendet, oder spontan begonnen und sehr strukturiert und diszipliniert beendet.
Wann hast du angefangen zu schreiben/Seit wann wolltest du Schriftstellerin werden ?
Ha, an dieser Stelle antworten bestimmt alle: hab schon in der Schulzeit angefangen. Bin keine Ausnahme.
Wie ist dein Tagesrhythmus? Hast du feste Arbeitszeiten?
Keine festen Arbeitszeiten. Den Tagesrhythmus bestimmen meine Schüler: manchmal bin ich vormittags, an anderen Tagen nachmittags und abends im Unterricht.
Wie ist der Entstehungsprozess deiner Geschichten/Was entsteht bei dir zuerst: die Geschichte oder die Charaktere?
Es kommt ja sehr auf die Länge einer Geschichte an. In kürzeren Geschichten gibt es meistens einen Protagonisten, aber nur wenige Nebenfiguren, und auch das Thema ist „eindimensional“. – Erst ist das Thema da, und die erzählende Person oder die Person, um die es gehen soll, entstehen dann.
Bei längeren Geschichten gehe ich meistens von den Charakteren aus, denn in diesem Fall stehen sie im Vordergrund. Die Personen sind meistens der Realität „abgeschaut“ – mir erzählen viele Menschen ihr Leben… das Leben bietet mir die Stoffe.
Baust du dir erst die Plots auf? Oder passiert diese einfach?
Auch hier ist es unterschiedlich. Es kommt sehr darauf an, was die Aussage sein soll. Bei den Kinderparabeln ist es schon wichtig, dass am Ende ein Gedanke im Sinne einer „Moral“ sichtbar wird. Daraufhin muss sich der Fortgang der Geschichte entwickeln. Da geht nichts zufällig. Überhaupt sind die Kindergeschichten die schwierigeren: man muss sich da der Sprache und der Komplexität der eigenen Gedanken noch bewusster sein als ohnehin schon.
Bei den Jugendgeschichten, namentlich bei „Der letzte und der Erste Almani“ war nur vage ein Plot da – vieles ist sehr spontan entstanden. Dass es am Ende doch schlüssig war – hat mich selbst verwundert.
Lassen dich deine Charaktere/Handlungsstränge überhaupt los? Oder kannst du sie auch ausblenden, solange deine Story in Arbeit ist? Kennst du deine Charaktere alle in und auswendig?
Natürlich kenne ich alle meine Charaktere – ich weiß, wie sie aussehen und wie sich sich bewegen und in die Welt sehen. Da ich sie „lebenden Personen“ abschreibe und nachempfinde, habe ich mich zunächst in ihnen umgesehen. Ich denke, ich habe die Gabe, mich in andere hineinzuversetzen.
Meine Charaktere lassen mich aber durchaus los: ich habe gelernt, in welchen Rollen ich mich gerade bewege. Es passiert weder, dass ich nicht mehr „abschalten“ kann noch dass ich mich in einer geschriebenen Person verliere.
Wann zeigst du dein Werk zum ersten mal jemandem? Lässt du dir von irgendwem was sagen? (Was deine Geschichten/Charaktere anbelangt)
Letzte Frage zuerst: nein, inzwischen lasse ich mir nicht mehr hineinreden… Ich glaube, das habe ich nie getan. Wer sieht mein Geschriebenes zuerst? – Ich habe mehrere beste Freundinnen, die meine Werke zu sehen bekommen. Auf ihr Wort lege ich Wert… und versuche dann, ihren Anregungen zu entsprechen. Als Testleser sind sie sehr wichtig.
Gibt es Tage an denen du überhaupt nichts schreibst und dann wieder welche, an denen du nicht vom Schreibtisch wegkommt? Wie viele Wörter schreibst du am Tag?
Sowohl das eine wie das andere, klar. Wieviele Wörter pro Tag ich schreibe? Das habe ich nicht gezählt.
Womit schreibst du? Nur am PC oder schreibst du auch vor/Benutzt du ein „Schreibprogramm? Schreibst du auf Papier vor?
Meistens schreibe ich gleich am PC. Die Geschichten zu „Pedram Lilo Opa und ich“ habe ich unterwegs geschrieben. Unterwegs – das heißt: im Zug. Und mit der Hand. als ich sie dann abtippen musste, hätte ich gerne eine Sekretärin gehabt. Als Schreibprogramm verwende ich einfach nur „Word“.
Was machst du gegen Schreibblockaden?
Schreibblockaden? – Ich habe soviel andere Dinge zu tun… z.B. illustriere ich auch gerne. Leider kann ich nicht zeichnen, so dass ich alles mit Zeichen- und Fotobearbeitungsprogrammen erstelle. Darin kann ich mich stundenlang vertiefen.
Liest du viele Bücher, die aus deinem Genre kommen?
Nein. Ich muss zugeben: ich lese kaum noch. Vielleicht hast das mit dem Alter und den Augen zu tun?
Wer/was ist dein Lieblingsautor/-buch ?
Es ist ein ganzer Strauß von Schriftstellern. Einen Liebling kann ich nicht benennen. Aber vielleicht kann ich ja den letzten angeben, der mich richtig begeistert hat, nämlich Dashiell Hammett.
Lässt du dich auch von anderen Medien inspirieren?
Ja, klar. Musik. Und es ist ganz egal, ob es die sog. klassische ist oder die seichte Popmusik. Aber dann ist es die aus den 70ern, 80ern -Jahren. Die Moderne hat mir wenig zu sagen.
Hier findet man meine Seite:
Und hier meine Bücher:
20 Dienstag Jan 2015
Posted Shirin Vorsmanns Kolumne
inEs ist Mittag, als ich erwache. Die zarten Glockenklänge, die Pink Floyd’s episches ›High Hopes‹ einläuten, finde ich an diesem Mittag weder zart noch episch. Ich finde sie grauenerregend. David Gilmour singt mit seiner sentimentalen Stimme von seinen ebenso sentimentalen Kindheitserinnerungen und erklärt mir mit träumerischer Unverfrorenheit, dass das Gras damals viel grüner und dass das Licht damals viel heller war. Meine Finger fahren über den blinkenden Touchscreen meines Handys und bringen Gilmour zum Schweigen.
»Hallo Realität! Ist ja nett, dass du vorbeischaust und mich daran erinnerst, dass sich meine Arbeit nicht von selbst erledigt, aber ich habe heute absolut keinen Bock auf dich. Könntest du bitte so freundlich sein und mich einfach in Ruhe lassen?!«
Ich ziehe mir die Decke über den Kopf, inhaliere eine anheimelnde Mischung aus Nachtschweiß und ›Simply Jil Sander‹ und lausche dem Sound der Schnellstraße …
Motorengeräusche tragen mich sanft durch die erste Strophe, der Chorus fräst sich in Form von rhythmischem Gehupe in meinen Gehörgang und dann kommt die Bridge:
»Hömma zu, du Penis! Wenn du deine verfickte Rostlaube noch einmal vor meinem Laden abstellst, dann knallt`s!« –
Ali hat offenbar noch schlechtere Laune als ich und diese Tatsache beruhigt mich irgendwie.
Es gibt Tage, an denen die schlechte Laune deiner Mitmenschen einem Geschenk gleichkommt, weil sie dich daran erinnert, dass du mit deinem Frust und mit deinem Weltschmerz nicht alleine bist. – Sowas verbindet und schafft eine ganz besondere Form von Solidarität.
Während ich mir die Zähne putze beschließe ich, mich gleich bei Ali zu bedanken. Schließlich hat er mir mit seiner verbalen Hasstriade aus dem Bett geholfen:
Die depressive Schwere, die mich noch vor wenigen Minuten mit psychosomatischen Lähmungserscheinungen abgewatscht und in mein durchgelegenes Daunenkissen gedrückt hat, ist einer heilsamen »Fuck Off<< – Attitüde gewichen. Das habe ich ganz allein Ali zu verdanken.
Wenn es ein Messgerät für Stimmungen geben würde … So ein Ding, das die aktuelle emotionale Verfassung in zehn Stufen unterteilt, dann hätte mir Ali gerade eben dabei geholfen, Stufe 1 zu erklimmen. (Zur Erklärung: Stufe 0 steht für den Moment, in dem du ohne zu zögern aus dem Fenster springen würdest, sofern du dich dazu aufraffen könntest und Stufe 10 für den Moment, in dem deine Glückshormone den Friedensnobelpreis gewinnen.)
Ich werfe meinem Spiegelbild einen angewiderten Blick zu, schlüpfe in meine Sportklamotten, ziehe mir die Kapuze meines Wintermantels tief ins Gesicht und recke die Hände vor meinem geistigen Auge in die Höhe – vermutlich in der naiven Hoffnung die metallene Sprosse der Stufe 2 zu erhaschen, ehe ich als personifizierte tickende Zeitbombe das Haus verlasse… Wie naiv und vorschnell dieser waghalsige Versuch tatsächlich ist, wird mir nur wenige Sekunden später bewusst, als mein Handy klingelt:
»I ’m Deranged…Deranged My Love … I ’m Deranged…Down … Down … Down« – David Bowie kündigt einen eingehenden Anruf an und die fragile Zurückhaltung, mit der er seinen zerrütteten Geisteszustand besingt, bringt meine Tränendrüsen auf Hochtouren. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich mich ernsthaft fragen, ob ich schwanger bin. Ich bin ja dünnhäutiger als Pergamentpapier!
Ein scheuer Blick auf mein Handydisplay verrät mir, dass es sich bei dem Anrufer um meinen Chef handelt und irgendein letzter Rest von logischem Denken veranlasst mich dazu eine Vermeidungsstrategie zu fahren und so zu tun, als hätte das Telefon gar nicht geklingelt. Der gute Mann soll mich in ein paar Stunden nochmal an meine verpasste Deadline erinnern – bis dahin hat sich meine Stimmungslage hoffentlich stabil auf Stufe 5 eingependelt.
Die trockene Winterluft brennt auf den Nasenschleimhäuten und knistert in der Lunge. Auf dem Weg zu meinem Fahrrad passiere ich Ali’s Kebabtempel. Die Räumlichkeiten haben den Charme einer Besenkammer und als ich sie betrete, schlägt mir das Aroma von Frittenfett und Subversion entgegen. Ali sitzt im Hinterzimmer und raucht und es dauert eine Weile, ehe er meine Anwesenheit bemerkt. Er steht auf, streicht seine fleckige Schürze glatt und nickt mir zu. Ali ist ein Winnertyp, nur ohne Siege, und in diesem Punkt sind wir uns ähnlicher als mir lieb ist.
Als ich das Kleingeld in meinem Portemonnaie zähle und bestürzt feststelle, dass der gekühlte, zuckerfreie Red Bull, auf den ich mich so gefreut habe, exakt vier Cent zu teuer ist, verspüre ich das dringende Bedürfnis irgendetwas kaputtzumachen oder so laut zu schreien, dass das Glas von Ali’s Salattheke zerspringt. Aber ich kann ja nicht einmal den dämlichen Red Bull bezahlen. Da kämen die Reparaturkosten von Ali’s Salattheke einem finanziellen Selbstmord gleich. Also beherrsche ich mich und belasse es bei einem gequälten Lächeln.
»Nur Vollassis unterwegs heute«, murmelt Ali schließlich und ich bin nicht ganz sicher, ob seine Aussage an mich adressiert ist, oder ob er sich damit auf den Falschparker von vorhin bezieht. Wahrscheinlich meint er uns beide. »Hast Recht. Scheiß Tag heute.« bestätige ich mit dem Selbstvertrauen eines Gesetztestreuen Marshmallows und Ali wirft mir einen konspirativen Blick zu. Es ist ein Blick, der sprechen kann – in einer Sprache, die nur wir zwei verstehen …
(to be continued)
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