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Im Engelsdorfer Verlag, Leipzig, ist zurzeit die zweite erweiterte Auflage des Gedichtbandes „Denk nicht etwa, du seist vergessen..“ von Dieter Wick in Arbeit.

Hier gibt es eine kleine Auswahl von 24 Gedichten aus diesem Band, der dann schließlich 100 Gedichte umfassen wird.

Voraussichtliches Erscheinungsdatum: April 2015.

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Abenteuer

Den Menschen lockt das Abenteuer
so dann und wann ganz ungeheuer.
Er strebt mit Sehnsucht in die Ferne
und stirbt dort manchmal auch recht gerne.

Hat er den Sandsturm überlebt,
gespürt auch wie die Erde bebt,
ist er der Feuersbrunst entronnen,
im Urwald auch nicht umgekommen,
kehrt er mit Freude oft zurück
in seines Gartenhäuschens Glück.

Doch bald zieht es ihn wieder fort,
er sucht Gefahr am neuen Ort.
Die Arktis gilt als stark vereist,
auf seinem Grab es später heißt,
dass dieser Mensch sehr weit gereist.

Ach, liebes Deutschland

Ach, liebes Deutschland, bist so schön,
so lieblich deine Auen.
Die Mosel fließt so still dahin,
vergessen ist das Grauen.

Die Sonne lacht am Ostseestrand
und über Nordseeinseln.
Gemalt erscheinen Fels und Sand,
mit feinen Rothaarpinseln.

In Dörfern steht oft Fachwerk noch,
die Städte sind modern.
Doch wenn es um Gemeinschaft geht,
bleibt man dem Nächsten fern.

Ein jeder rafft, ein jeder schafft
und wär gern tolerant.
Der Katholik, der Protestant,
sie bleiben ignorant.

Im Nachbarstreit hat einer Recht,
er ist in der Partei.
Und wer nun in der andren ist,
an dem sieht man vorbei.

Wir haben ja dazu gelernt,
so bilden wir’s uns ein.
Das „Besser-Wissen“, unser Sport,
der muss wohl einfach sein.

Ach, liebes Deutschland, bist so schön,
will gerne in dir leben.
Nur manches Mal, da wünschte ich,
es würd‘ ein andres geben.

Archibald

Von Kindheit an galt Archibald
bereits als etwas durchgeknallt.
Er hat den Brei fast nie gegessen
und nur am Tisch herumgesessen.
Im Kindergarten – ohne Spaß –
er ganztags auf dem Töpfchen saß.
In Schule und im Unterricht
gefiel ihm meist der Lehrstoff nicht.
Er wurde Messdiener sodann,
sah, was ein Priester alles kann.
Mit Mädchen kam er nicht zurecht,
begriff mitnichten ihr Geschlecht.
Das lag an seinem Elternhaus,
die Eltern hießen Hans und Klaus.
Der Archibald blieb jedoch stur,
er schaffte so sein Abitur.
Er ging zur Uni zum Studieren,
den Doktor ließ er sich kopieren.

In der Partei schon engagiert,
ward er natürlich protegiert
und war Minister dann sehr bald.
Ach ja, der gute Archibald –
er war halt etwas durchgeknallt.

Am Strauch

Am Strauch von weißen Buschwindröschen,
da hing ein zartes Spitzenhöschen.
Elvira hatte in der Nacht
dem Hermann sehr viel Spaß gemacht.

Am Sonntag, er mit Lust vollbrachte,
was ihr nun etwas Sorgen machte.
Und wirklich, viele Wochen später,
war Hermann dann ein Übeltäter.

Er floh ins Ausland, Groll im Herzen.
Elvira, mit Entbindungsschmerzen,
hat lange Zeit nach ihm gesucht.
Er hat die Sträucher recht verflucht.

Darwin – oder der bitterböse Vierzeiler

Wir Menschen möchten uns vermehren,
doch sollten wir uns dies verwehren,
denn schau ‘n wir unsre Wurzeln an,
dann kommen wir beim Affen an.

Das Gute und das Böse

Ach, ich bin doch sehr verwundert,
wenn ich lese, wenn man hört,
dass das Böse stetig wandert,
doch das Gute uns gehört.

Immer sind es wohl die andern,
die so bösartig mäandern.
Gestern waren sie noch Freund.
Heute ist der beste Kumpel
schon der allerärgste Feind.

Nur wir selbst, im Stand der Gnade,
handeln gut und haben Recht.
Und es ist nur allzu schade,
dass der andere so schlecht.

So zu hören, oft zu sehen,
handelt Müller, Meier, Schmidt.
Leider sieht man dies Geschehen
immer öfter in den Medien,
in der „guten“ Politik.

Alles Böse steckt im andren,
predigt selbst uns der Pastor,
wenn wir durch die Welten wandern,
um zu wandeln, was davor.

Andersgläubig, andersartig,
nicht so richtig Demokrat,
ja, wir kennen einen Trick.
Jene, die wir überrennen,
auch wenn wir sie gar nicht kennen,
haben stets den bösen Blick.

Ob nach innen oder außen
und egal bei welcher Tat,
wer die Macht hat, weiß sich Rat:
Wer Kritik übt, ganz natürlich,
ist nun mal nicht Demokrat.

Schlimmer noch, er ist Faschist,
weil er nicht „auf Linie“ ist.
So, wie man ´s aus Deutschland kennt,
heißt das Totschlagargument.

Mit verordnetem Gedenken
kann man das Bewusstsein lenken,
dass wir heute besser sind.
Doch wer sagt, er sei viel besser,
ist bereits ein böses Kind.

Der Bauch

Oftmals suchen wir den Kuchen
in der Feinkostbäckerei,
nehmen täglich noch zum Frühstück
zusätzlich ein Spiegelei,
essen mittags oder abends
dann einmal Kotelett mit Lauch.

Tja, wir dürfen dann nicht fluchen –
so entsteht nun mal ein Bauch.

Der Fachmann

Die Pflaumen an dem Apfelbaum,
sie sind nicht gelb, sie sind nicht braun.
Sie sind im Grunde keine Pflaumen –
das mag den Fachmann wohl erstaunen.

Der Mann

Mann, du warst mein Prinzgemahl,
noch vor Jahren erste Wahl.
Was ist nur aus dir geworden?
Alles scheint mir heut‘ verdorben.

Früher warst du gertenschlank,
heute bist du leberkrank.
Früher warst du sportlich, zärtlich,
heute nur noch nasenbärtlich.

Sitzt im Sessel, bauchverquollen,
selbst zum Klo kannst du nur rollen.
Geistig hast du abgenommen,
siehst die Dinge mehr verschwommen.

Schließlich, aber nicht zuletzt,
hast du dich wohl überschätzt.
Selbst beim Essen musst du schwitzen,
die Geliebte ließ dich sitzen.

Deshalb gehe ich nun auch
und dabei ist es so Brauch,
dass ich auch dein Geld mitnehme,
ganz legal und ohne Häme.

Der moderne Literat

Lehmann, vom Verstand nicht sehr beleckt,
hatte einst im Rausch der Sinne
eine Kunst für sich entdeckt.

Meinte, dass er dichten könne,
schreiben sei nicht allzu schwer,
ja, der Inhalt, liebe Güte,
käme doch von selbst daher.

Also hat er sich verdichtet
und entdeckte bald den Reim.
Sätze wurden kurz vernichtet,
Rechtschreibung, die ließ er sein.

Munter schrieb er viele Zeilen
über Liebe, übers Herz.
Über Brust– und Nierenleiden
machte er so manchen Scherz.

Staunend las das Publikum
von der Scheidung von Elfriede
und dem Hauptschulstudium.
Nun, es ließ sich nicht verbergen,
dass Herr Lehmann ziemlich dumm.

Wundersam und dennoch wahr
wurde Lehmann bald zum Star,
denn es lag im Strom der Zeit:
Weniger als jeder Inhalt
zählt die Form, das schicke Kleid!

Die Diät

Der Erdball dreht sich monatlich,
der Zyklus kommt vier-wöchentlich.
Nur wo der Mensch agiert geschwind,
dreht unaufhörlich sich der Wind.

Noch gestern war er fest entschlossen,
erzählte Freunden und Genossen,
Diät zu halten, nicht zu trinken,
damit die Leberwerte sinken.

Schon heute aber sah man ihn,
er sank in Trunkenheit dahin,
aß Knödel und die fette Haxe,
vergessen war die Profilaxe.

Die Leber hat drauf reagiert,
hat ihre Werte hochdrapiert.
Der Mensch nahm zu in Wams und Hose,
ganz tödlich war dann die Zirrhose.

Die Esel

Die Esel, das ist eine Qual,
sind meistens in der Überzahl.

Die Stalker – gestern und heute

Gestern:
„Errötend folgt er ihren Spuren
Und ist von ihrem Gruß beglückt,
Das Schönste sucht er auf den Fluren,
Womit er seine Liebe schmückt.“

Heute:
Das Herz rutscht ihm fast in die Hose,
nur weil sie ihn mal angeklickt.
Er tritt gegen die Cola-Dose,
darin ist er nicht ungeschickt.

Erben

Erben ist nicht immer schön,
man hat Fälle schon geseh‘n,
die, entfernt vom großen Glück,
warfen Erben weit zurück.

Denn da kommt die Erbschaftssteuer,
unsrem Staat ist diese teuer,
oftmals langt er kräftig zu
und der Mensch ist arm im Nu.

Ungeachtet jeder Zeit
kommt es hier und da zum Streit.
Bruder, Schwester sind entzweit
wegen einer Kaffeedose
oder einer Unterhose.

Ach, ich hab‘ es schon erlebt,
dass vor Zorn die Erde bebt,
nur den Erblasser, im Sarg,
stört der Streit nicht allzu arg.

Ermessenssache

Ein Frosch, der starb in einem Teich,
kam in das Frösche-Himmelreich.
Dort hat, nach menschlichem Ermessen,
er ewig blöd herumgesessen.

Falscher Verdacht?

Ich spielte heute Blitzableiter
bei Meiers, eine Wohnung weiter.
Dort gab es Streit, schon früh um acht,
es hatte ordentlich gekracht.

Herr Meier war nach Haus gekommen,
so früh, so spät, hat angenommen,
dass seine Frau alleine wäre,
ein Irrtum, der verzeihlich wäre.

Im Schlafzimmer fand er Herrn Müller,
jedoch der eigentliche Knüller,
des Meiers Freund und der Kollege,
Herr Schmidt, stand ebenfalls im Wege.

„Bin ich des Wahnsinns fette Beute?
Was geht hier vor seit gestern, heute?“
rief Meier und war sehr empört,
sein Eheglück, es schien zerstört.
Sein Götterweib, im Negligé,
wies an die Decke, rief: „Oh, weh,
hörst du denn nicht das starke Klopfen
und siehst du nicht die Wassertropfen?

Ein Rohrbruch in der Wohnung oben,
ließ hier des Nachts die Nachbarn toben.
Wo bist du, frag‘ ich, nur gewesen?
Im Kakadu, am Nachtbar-Tresen?“

Herr Meier war beschämt genug,
er buchte heute einen Flug
und zeigt nun tätig seine Reue,
er glaubt jetzt an des Weibes Treue.

Ich war ein wenig irritiert,
mitnichten etwa amüsiert.
Frau Meier hat fast jede Nacht
seit Jahren doch bei mir verbracht.

Frei nach Schiller – der Taucher

Wer wagt es, schrieb einst der Dichter,
zu tauchen während der Urlaubszeit?
Ein Knabe, ein Richter?
Ihr seid nicht gescheit!

Die Tauchergewerkschaft doch niemals verzeiht,
wenn dieser Tarif gebrochen wird,
sich einer der Taucher im Strudel verirrt.
Und sei es des goldenen Bechers wegen,
ihr Knaben, ihr Richter, seid nicht zu verwegen!

Der Otto, der Knabe, er schwang sich herab.
Er landete prompt in seinem Grab
und ist bis heute nicht aufgetaucht,
den Knöchel hat er sich auch verstaucht!

Herbstbild

Der Sommer hat sich auf den Weg gemacht
in südliche Gefilde.
Nur selten noch die Sonne lacht
mit liebevoller Milde.

Das Herbstlaub fällt im Totengang
auf Wege und in Gassen.
Die Strände, weiß im Sonnenschein,
sie liegen jetzt verlassen.

Mit schrillen Schreien stürzen Krähen
auf dunkle, leere Felder.
Und kalt, in grauer Nebelwand,
stehen erschöpft die Wälder.

Ein Fliegenpilz, in Weiß und Rot,
trotzt allen grauen Tönen.
Den Regen und den kalten Wind,
die möcht‘ er wohl verhöhnen

Die Spinne

An Himmelfahrt kam eine Spinne
zu Petrus an das Himmelstor.
Dem Petrus kam das seltsam vor.

„Was willst du Spinnentier nur hier,
du bist ein elendes Getier,
fängst mörderisch in deinen Netzen
Insekten und spielst mit Entsetzen
bei Frauen, auf besondere Weise,
geh‘ fort, ich wünsche gute Reise.“

„Ich hab‘“, so antwortete die Spinne,
„das war doch ganz in deinem Sinne,
in einem Haus mein Netz gebaut.
Ich schützte zarte Frauenhaut
vor Mücken, Schnaken, Kakerlaken,
fing Ungeziefer mit dem Haken,
hielt so das Haus von Krankheit rein –
dies soll dafür mein Dank nun sein?

Man hat auf Erden mich gekränkt,
im Waschbecken ward ich ertränkt,
man drehte auf den Wasserhahn
man hat mir Übles angetan.“

„Nun gut“, sprach Petrus, „so soll`s sein,
ich lass dich in den Himmel rein.
Wenn du das Haus hast gut geschützt,
den Menschen darin so genützt,
dann warst du ja den Frauen ähnlich,
es ist bestimmt wohl nicht sehr dämlich,
wenn ich dich zu den Frauen sende,
die sind begeistert – ohne Ende.“

Im Kurpark

Im Kurpark sitzt der Ottokar,
genießt die sanfte Ruhe.
Zu Hause liegt die Erika
im Keller in der Truhe.

Er hatte es nicht mehr vermocht,
sie seelenvoll zu lieben.
Sie hatte gar zu schlecht gekocht,
es gab nur immer Rüben.

So hat er dann nach langer Zeit,
mit einem scharfem Messer,
die Erika mal kurz entleibt –
er hielt das wohl für besser.

Nun sitzt er in dem Kurpark hier
und schaut auf seine Schuhe.
Er braucht zu seines Kellers Zier
Ersatz für eine Truhe.

Matuschek

Im Kurpark sitzt Herr Matuschek
mit einer kleinen Säge.
Er sägt ins Holz der grünen Bank
mit Eifer eine Schräge.

Der Parkwächter, ganz Amtsperson,
stellt Matuschek zur Rede.
Unschuldig gibt der Mensch bekannt,
dass er so gerne säge.

Des Tags darauf sitzt Matuschek
im Park mit einer Feile
und spricht zu dieser Amtsperson,
er hab‘ heut‘ keine Eile.

Matuschek, der Oberst

„Hääellm app, zuuumm JJJebet!“
Die Truppe steht!
Nur unsren Oberst hat’s geschmissen.
Die Stimmbänder sind ihm gerissen!

Matuschek, der Pianist

Herr Matuschek spielt früh um vier
noch eine Bach-Kantate.
Im Dachgestühl singt das Klavier
von Liebe zu Agathe.

Der Nachbar, neben Matuschek,
ist ein Kulturbanause.
Er werkelt wütend und mit Schreck,
im Keller, in dem Hause.

In Flammen endet in der Luft,
Herr Matuschek, der Pianist.
Der Nachbar, in des Kellers Gruft,
ist Gas- und Sprengstoff-Spezialist!

Matuschek, der Ingenieur

Am Zeichenbrett saß Matuschek,
um etwas zu bedenken.
Er wollte sich und auch der Welt
mal etwas Neues schenken.

Er hat geforscht und viel gesucht,
gerechnet und auch mal geflucht,
gemalt, gebastelt, viel bezahlt –
und sich am Ende gar bestrahlt.

Nach dem Bedenken und Gegrübel
ward ihm auch ab und zu noch übel –
doch kann im Keller er, im feuchten,
jetzt mit der eignen Birne leuchten!