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Im November erschien das Buch „Hamsterfuchs und andere Kuriositäten“. 

In der Reihe „66 Lieblingsplätze“ (Gmeinerverlag) schrieb sie den Band „Rhein-Neckar“, der am 11.03.2015 erscheint.

Eine Biografie über Justus Pankau, Jahrgang 1923, ehemaliger Kamermann der ersten Fernsehstunde, Dokumentarfilmer, Träger der Goldenen Kamera und Mitbegründer der Filmhochschule Ludwigsburg, ist in Arbeit 

und:

„Außerdem habe ich gerade einen Roman fertig geschrieben, und habe schon einige Kapitel des nächsten. Beide gehören zur Kategorie Frauenromane mit Niveau.“

Wie würdest du deine Lebensphilosophie beschreiben?

Meine jetzige Lebensphilosophie ist es, die Dinge anzunehmen, wie sie auf mich zukommen. Loslassen ist ein großes Zauberwort, das ungeheuer hilft, wenn man bei der Vorstellung einer bestimmten Sache schon unsicher ist oder ein ungutes Gefühl hat. Nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand, wie früher.

Was ist für dich Spannung?

Das Leben.

Was schreibst du lieber? Prosa oder Lyrik? Schreibst du spontan?

Lyrik ist gar nicht mein Ding, ich schreibe Prosa. Was ist mit spontan gemeint? Wenn es bedeutet, dass ich nicht nach der Uhrzeit, also beispielsweise Nine to Five schreibe, dann ja. Da es aber in meinem Leben gewisse Gesetzmäßigkeiten gibt, kann ich leider, was das Schreiben betrifft, nicht so spontan sein, wie ich es vielleicht gerne wäre.

Wann hast du angefangen zu schreiben/Seit wann wolltest du Schriftstellerin werden?

In diesem Sinne wollte ich nie gezielt Schriftstellerin werden. Als Kind war ich, wie ja viele andere auch, eine ziemliche Leseratte, später kam das Interesse an Geschichte hinzu. Daher habe ich zunächst Klassische Archäologie studiert. Schon während des Studiums bin ich mit der Presse in Berührung gekommen, habe Praktika absolviert etc.
Nach Abschluss meines Studiums wurde klar, dass das Zeitungsmachen eine Leidenschaft ist, zu der ich mich berufen fühlte. Und daher war ich sehr lange als freie Journalistin unterwegs. Ein Literaturagent hat mich dann 2010 ermuntert, einen Geschichtenband zu schreiben, da er mein Potential sah. Gleichzeitig wünschte sich eine Freundin ein Märchen aus meiner Hand, was mich sehr erstaunte. Ich probierte es, und sieh‘ an, es klappte.

Wie ist dein Tagesrhythmus? Hast du feste Arbeitszeiten?

In der Tat habe ich feste Arbeitszeiten, und ohne diesen Tagesrhythmus bekäme ich auch wenig geregelt. Ich bin ja auch noch Dozentin an der Mannheimer Abendakademie und gebe Schreibworkshops für die Mannheimer Stadtbibliothek, und Nachhilfe in Latein.
Ich muss mir meine Zeit generalstabsmässig einteilen.

Wie ist der Entstehungsprozess deiner Geschichten/Was entsteht bei dir zuerst: die Geschichte oder die Charaktere?

Die Idee ist zuerst da. Oft auch die Überschrift. Wobei man trennen muss, an was oder für wen ich schreibe. Schreibe ich ein Märchen, dann inspiriert mich die Person, an die es gerichtet ist. Alle anderen Texte entwickeln sich beim Schreiben. Ich weiß nie, wie ein Kapitel endet, der Text gibt es vor, wie er geschrieben werden will.

Baust du dir erst die Plots auf? Oder passiert dies einfach?

Eigentlich passieren sie in erster Linie. Ich mache mir aber auch Stichworte. Gelegentlich fällt einem im Schreibprozess etwas ein, was da gar nicht hingehört. Das wird dann geparkt und an der richtigen Stelle wieder eingesetzt. Das Feilen beginnt, wenn die Urversion fertig ist. Und die kann sich manchmal erheblich von der Fertigen unterscheiden.

Lassen dich deine Charaktere/Handlungsstränge überhaupt los? Oder kannst du sie auch ausblenden, solange deine Story in Arbeit ist? Kennst du deine Charaktere alle in und auswendig?

Da ich (noch) nicht von der Schriftstellerei leben kann, muss ich sie zwischendurch ausblenden. Was aber Vorteile hat, weil man sie immer wieder frisch betrachten kann, wenn man weiterschreibt.

Wann zeigst du dein Werk zum ersten Mal jemandem? Lässt du dir von irgendwem was sagen? (Was deine Geschichten/Charaktere anbelangt)

Ich gebe meine Texte sehr gerne an einen Menschen meines Vertrauens, bevor sie zum Lektorat kommen. Ohne Lektorat geht gar nichts. Wer tatsächlich glaubt, ohne es auszukommen, der ist unprofessionell.

Gibt es Tage an denen du überhaupt nichts schreibst und dann wieder welche, an denen du nicht vom Schreibtisch wegkommst? Wie viele Wörter schreibst du am Tag?

Wie viele Wörter ich am Tag schreibe interessiert mich überhaupt nicht. Ich schreibe ja nicht Diktat. Klar gibt es Tage, an denen ich weniger produktiv bin, denn ich bin ja keine „Texterstellungsmaschine“.

Womit schreibst du? Nur am PC oder schreibst du auch vor/Benutzt du ein „Schreibprogramm? Schreibst du auf Papier vor?

Ich schreibe nur am PC. Oft aber fallen mir unterwegs gute Sachen ein, und deswegen habe ich stets einen kleinen Block und natürlich viele Stifte dabei. Das rührt natürlich auch noch aus meiner Zeit als Journalistin.

Was machst du gegen Schreibblockaden?

Kenne ich nicht. Manchmal ist man eben nicht kreativ, das Unterbewusstsein beschäftigt sich mit anderen Dingen, das muss man akzeptieren. Am nächsten oder übernächsten Tag, wenn man wieder innere Ruhe gefunden hat, kommen auch wieder die Ideen.

Liest du viele Bücher, die aus deinem Genre kommen?

Märchen habe ich Kind sehr gerne gelesen, und Biografien finde ich hoch interessant.

Wer/was ist dein Lieblingsautor/-buch

Gibt es nicht wirklich. Seit vielen Jahren schon lese ich zum Entspannen Krimis, alte wie von Ross Macdonald, Raymon Chandler, Dashiell Hammett etc., aber auch neuere wie von Fred Vargas, Ruth Rendell zum Beispiel. Zur Belletristik mag ich mich nicht festlegen, das kann alles Mögliche sein, wichtig ist die Substanz eines Buches, und natürlich seine Sprache, die einen fasziniert.

Lässt du dich auch von anderen Medien inspirieren?

Natürlich. Ich bin eine leidenschaftliche Kinogängerin,  und ich liebe Kunst, Malerei und Fotografie. Kaum etwas inspiriert mich mehr als Musik.

Vielen Dank, Viola!

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Der „Hamsterfuchs und andere Kuriositäten“ 14, 90 Euro. ISBN 978-3-7357-7140-7

Skurrilitätenkabinett

Wenn der Alltag von Viola Eigenbrodt und Christiane Hoff gerührt, geschüttelt und als Groteske serviert wird, entsteht eine moderne Fabelwelt. Sie verwandeln Menschen in ihren Geschichten in tierische Zerrbilder aus dem Spiegelkabinett. Was der Spiegel zeigt, erinnert an Hieronymus Bosch im Designeroutfit von Mordillo. Schauderhaft schön, seltsam schrill und überraschend merkwürdig. Hier wird Realität zu Fantasiewolle gesponnen und zu kuriosen Fabeln verwoben.

Spannungsgeladen zieht man mit Elektrolurch Lothar, dem UKW-Wellensicht Walter durch die seltsame Fabeltierwelt. Wer keine Parallelen zu Karl dem dicklichen Kakadu und Drossel-Dietmar ziehen kann oder den angezwitscherten Marienkäfer Fred sowie das theatralische Enten-Drachen-Duo wiedererkennt, dem ist nicht zu helfen. Das Glück ist jedenfalls immer ein schräger Vogel – besonders in der Gestalt von Hamsterfuchs und Bärenhäsin. Wenn zwei Autorinnen sich gegenseitig derartig aufgeigen, dann sollte man sich hinsetzen und sich lesend darüber amüsieren.

Die optische Weitererzählung sind die Illustrationen von Peter Verwunderlich. Zart und fantastisch öffnet er mit ihnen Fenster und Türen zu anderen Orten.

Fazit

Es gibt sie doch noch, die schönen Erzählungen. Für junggebliebene Erwachsene und Junge, die nie ganz erwachsen werden wollen. Zum Selberlesen, zum Vorlesen für Fantasievolle, die auch mit 100 noch aus dem Fenster steigen wie vor 90 Jahren, und zum (gem)einsamen Weiterspinnen.

© S. Strohschneider-Laue